„Wozu soll ich bitte Figuranten stellen, wir haben doch eh unsere Holzpuppen?“, fragte mich letzte Woche ein Feuerwehrkommandant.
„Willst die Leute verstören, die kriegen doch einen Schaden von solchen Bildern, auch wenns nur gestellt ist!“, eine Freundin über mein Hobby – weder da noch dort tätig.
Tatsächlich ist die Berufung zum Lebensretter, ob im Rettungsdienst oder bei der Feuerwehr, manchmal verstörend und bedeutet dann auch eine enorme psychische und physische Belastung. Es gibt Situationen, Bilder, Geräusche und auch Gerüche, die man ein Leben lang nicht vergisst. Niemand von uns wünscht sich die Konfrontation mit dieser Anforderung, aber gleichzeitig ist sie eine existentielle, eine ursächliche Aufgabe unserer Berufung. Es gibt Situationen, denen man absolut überfordert und starr gegenüber steht, es folgt ein Rückzug. Ein gutes Team kann das „Ausfallen“ eines Teammitglieds ausgleichen, ein schlecht eingespieltes nicht, aber nur realitätsnahes Training und eine adäquate Ausbildung kann diesem Phänomen vorbeugen. Routine ist kein Schutz vor posttraumatischer Stressbelastung, sie ist vielmehr ein Risikofaktor für das seelische Abstumpfen.
Wenn wir bei Erfolgskontrollen Holzpuppen aus deformierten Fahrzeugen holen, wo ist dann der Ernst bei der Menschenrettung? Nur Figuranten aus Fleisch und Blut, am besten jene die man nicht kennt, blutverschmiert und manchmal jammernd oder schreiend, bereiten die Mannschaften auf die Herausforderungen traumatischer Einsätze vor. Eine Einsatzübung als Erfolgskontrolle vorheriger theoretischer und praktischer Schulungen, mit den teuersten Geräten durchgeführt, verdient auch die teuersten Puppen und bestdargestellter Verletzungsmuster.
Realistische Notfalldarstellung ist keine Nebenwirkung einer aufwendigen Übung, sie ist ein wesentlicher Bestandteil.
Weg mit den Holzpuppen.